Seit es die Nutzung der Atomenergie gibt, steht auch die Frage nach dem Verbleib der radioaktiven Abfälle im Raum. Die AKW-Betreiber haben inzwischen die Lösung gefunden, zumindest für sich selbst: Verschenken und Verteilen.
Die Zwischenlager mit dem langfristig aufzubewahrenden Atommüll bekommt der Staat quasi geschenkt und muss sich dann um die sog. Endlagerung kümmern.
„Ein vergiftetes Geschenk, weil es gefährlich ist und hohe Kosten verursacht. Wer bezahlt, wenn das Geld aus dem Fonds, in den die AKW-Betreiber eingezahlt haben, nicht reicht, dürfte klar sein“ meint die Initiative AtomErbe Obrigheim.
Die Zwischenlager mit den hochradioaktiven Brennelementen wurden bereits zum 1.01.2019 abgegeben, für die mittel- und schwachradioaktiven Abfälle aus Betrieb und Abbau soll das zum 1. Januar 2020 geschehen. Auch das AKW Obrigheim (KWO) will zwei Gebäude mit mittel- und schwachradioaktivem Atommüll übergeben. Die abgebrannten Brennelemente wurden bereits 2017 in das Zwischenlager am AKW Neckarwestheim gebracht, das inzwischen ebenfalls dem Staat, d. h. der dafür zuständigen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) gehört.
Daneben gibt es den Atommüll der dritten Art, auf den die Initiative seit Jahren hinweist. Auch dieser Müll soll weg, allerdings sieht die Lösung bisher so aus, dass er in die Umwelt verteilt wird nach dem Motto: Aus dem Auge, aus dem Sinn. Er landet auf Deponien und in Verbrennungsanlagen (z. B. im Müllheizkraftwerk Mannheim), aber der allergrößte Teil darf frei weiterverwertet werden. Dabei handelt es sich um Abfälle, die im Betrieb und beim Abbau anfallen und deren radioaktive Belastung unterhalb gesetzlich vorgegebener Grenzen liegt. Dies muss durch eine Messung - die sog. Freimessung - nachgewiesen werden. Dann darf er als „normaler“ Müll behandelt werden, obwohl er künstlich erzeugte radioaktive Stoffe enthält, die gesundheitliche und genetische Schäden verursachen können. Kurz vor dem Weihnachtsfest sollen wieder mehr als 300 Tonnen solcher radioaktiv belasteter Abfälle aus dem KWO auf die Deponie nach Buchen-Sansenhecken gebracht werden.
Die Initiative AtomErbe Obrigheim lehnt die Einordnung von radioaktiven Abfällen als „normalen“ Müll ab und fordert einen Stopp der Verteilung. Besonders kritisch bewertet sie die freie Weiterverwertung von solchen „freigemessenen“ Abfällen aus Atomanlagen. „Jeder kann mit diesen Materialien in Berührung kommen, ohne es zu merken“ befürchtet Gertrud Patan, Mitglied der Initiative. Im November hat die Initiative gemeinsam mit vielen anderen atomkritischen Gruppen einen Brief an die Umweltminister der Bundesländer geschrieben, in dem ein Konzept für die langfristige Aufbewahrung statt einer Verteilung in die Umwelt gefordert wird.