Skandal: Umweltminister erlaubt radioaktiven Müll unter Spielplätzen und Äckern
Bis zu 99% eines Atomkraftwerkes sollen zur Kostenersparnis beim Abriss aus der Strahlenüberwachung entlassen werden, obwohl von diesem Betonschutt und Metallschrott schätzungsweise mindestens 10 % noch spezifische Radioaktivität aus dem AKW tragen. 1 bis 2 % sollen auf Mülldeponien kommen, circa 97 % sogar in die Bauwirtschaft und das allgemeine Recycling.
„Und heute setzt Umweltminister Untersteller dem noch die Spitze auf“, kritisiert H. Heydemann von der Arbeitsgemeinschaft AtomErbe Neckarwestheim: „er erlaubt jetzt strahlenden Müll sogar in Deponien, die später als Acker oder Spiel- und Sportgelände genutzt werden sollen“.
„Wir fordern eine klares Ende jeder so genannten Freigabe’ und ‘Herausgabe’, denn wir halten es für unverantwortlich, Radioaktivität gezielt, aber ohne Nachkontrolle in die Umwelt abzugeben“, betont F. Wagner für die Arbeitsgemeinschaft, „das Kartenhaus des Umweltministeriums fußt auf zwei absurden Säulen: erstens auf wackligen rechnerischen Spekulationen, zweitens auf der bitteren Zumutung an die Bevölkerung, ein kleines Risiko müsse sie klaglos schlucken“.
Wie hanebüchen und löchrig die Modellkonzepte sind, mit denen die Strahlenbelastung klein gerechnet wird, zeigt das von Untersteller heute veröffentlichte Gutachten des Öko-Instituts in jeder Zeile: die Strahlenbelastung wird nicht bestritten, sondern nur zu relativieren versucht. Dass selbst nach offiziellen Schätzungen beim so genannten 10µSv-Konzept pro Jahr(!) mindestens ein zusätzlicher(!) Krebstoter pro 2 Mio. betroffener Menschen in Kauf zu nehmen sei (die wahre Zahl liegt wahrscheinlich wesentlich höher), wird verschwiegen, das Konzept wird einfach als gegeben vorausgesetzt. Wir fordern aber eine echte Risikominimierung, kein Schönrechnen.
Wir fragen:
- ist es in Ordnung, dass der Staat Deponieanwohnern und künftigen Grundwassernutzern einfach so ein Gesundheitsrisiko zumutet?
- ist es in Ordnung, dass noch viel mehr Strahlenmüll, als er auf die Deponien kommt, in unsere Alltagsumgebung gebracht werden darf, ohne uns zu informieren und zu fragen?
- ist es in Ordnung, Strahlung freizusetzen, nur um der EnBW Geld zu sparen?
„Konsequenter Strahlenschutz lässt für den AKW-Schutt nur Lösungen mit kompletter, separater Deponierung zu, idealerweise im Bereich des ehemaligen AKWs oder dessen direkter Umgebung“, stellt G. May-Stürmer von der Arbeitsgemeinschaft AtomErbe Neckarwestheim fest, „dazu wurden z. B. die Konzepte ‘Stehenlassen nach Entkernung’ bzw. ‘Rückbau und Bunker’ geprüft. Jetzt kommt es auf den politischen Willen an. Ein einfaches ‘weiter so’ darf es bei der Strahlenfreigabe nicht geben!“